193
England mehrere Glaubensboten (Missionare) nach Deutschland,
um die Lehre des Heiles den verschiedenen Volksstämmen unseres großen
Vaterlandes zu verkündigen. Um das Jahr 600 n. Chr. kam Colum-
ban zu denbavernund Franken, Kilian um 650 zu den Ost-
franken, Willibrord um 700 zu den Friesen. Unter allen diesen
Missionaren aber zeichnete sich durch seinen unermüdlichen Eifer am
meisten aus Winfried oder Bonifacius, welcher deswegen auch der
Apostel der Deutschen genannt wird. Es war im Jahre 716, als
Bomfacius zum ersten Male nach Deutschland kam. In Thüringen,
wo er das Christenthum verkündete, und zwar im jetzigen Hessen, nicht
weit von Kassel, in der fruchtbaren Ebene zwischen der Eder und
Fulda, stand vor uralten Zeiten eine mächtige Eiche, welche von dem
heidnischen Volke als ein Heiligthum des Donnergottes verehrt wurde.
Als Bonifacius, der Apostel der Deutschen, nach Hessen kam, und die
Abgötterei wahrnahm, welche an diesem Baume getrieben wurde, er-
grimmte er in fernem Herzen und hatte den Muth, trotz der Verwün-
schungen der Priester und trotz des Entsetzens des abergläubischen Volkes,
die Axt an die heilige Eiche zu legen. Als sie endlich zusammenstürzte,
ohne daß ein Blitzstrahl den verwegenen Fremdling erschlug, erkannte
das hessische Volk die Nichtigkeit seiner bisherigen Abgötterei, hörte
der Predigt des christlichen Apostels zu und ließ sich von ihm taufen.
Bonifacius aber erbaute aus dem Holze der gefällten Eiche ein Kirch-
lein. Dann durchzog er das Land, bekehrte Tausende zum Christen-
thum, gründete eine Menge Klöster und wurde im Jahre 751 seiner
vielen Verdienste wegen vom Papste zum Erzbischof von Mainz
ernannt. Aber auch in seinem hohen Alter konnte Bonifacius nicht
ruhen. Als Greis zog er nochmals aus, die Friesen an der Nordsee
zu bekehren. Mit einer Anzahl von Begleitern (man sagt 70) begab
er sich zu ihnen. Die Beschwerden der Reise achtete er nicht; die Wild-
heit der Friesen fürchtete er nicht. Er zog umher im Lande, predigte
und taufte, und zerstörte die Götzenbilder und gründete Kirchen. Als
er nun einst mit seinen Gefährten auf freiem Felde unter Zelten lagerte
und die Neugetauften zur Firmung erwartete, überfiel ihn ein Haufe
heidnischer Friesen; diese erschlugen ihn sammt seinen Begleitern am
5. Juni 755. Sein Leichnam wurde von den Christen gefunden, mit
hohen Ehren zu Grabe gebracht und in der Folge in der Kirche zu
Fulda beigesetzt, wo er noch ruht.
7. Karl Martell und Prpin.
Die spätern Könige der Franken (Chlodwig's Nachkommen)
wurden immer schwächer, ergaben sich der Trägheit und ließen ihre
ersten Minister für sich regieren, welche dadurch immer mächtiger
wurden. Solch ein Minister war Karl, mit dem Beinamen Martell,
d. h. der Hammer, denn er hatte in einer Schlacht wie ein eiserner
Hammer auf die Köpfe der Feinde geschlagen. Karl Martells Sohn
war Pipin, von seiner kleinen Gestalt der Kurze genannt. Auch
Haestcrs' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 13
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Kilian Kilian Willibrord Winfried Winfried Apostel Bomfacius Apostel Apostels Bonifacius Karl_Martell Karl Karl Karl Martell Karl_Martells Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bonifacius Deutschland Thüringen Hessen Kassel Fulda Hessen Mainz Nordsee Fulda
223
Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann hielt den eingelösten
Ablaßzettel für einen Nachlaß der Sündenschuld selbst, ohne an die
von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken. Die
Ablaßprediger versäumten oft die Pflicht, diesen verderblichen Wahn zu
bestreiten und das Volk über das Wesen des Ablasses und die Art
und Weise, ihn zu gewinnen, zu belehren.
Die meisten Vorwürfe werden in dieser Hinsicht dem Dominikaner-
mönch Johann Tetzel aus Leipzig gemacht. Der damalige Pabst,
Leo X., schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei
einkommenden fteiwilligen Gaben zur Vollendung des Baues der pracht-
vollen Peterskirche in Rom. Die Verkündigung dieses Ablasses in
Deutschland trug er dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht von Bran-
denburg auf. Dieser bestimmte hierzu den Dominikanerorden.
Der vorgenannte Dominikanermönch, Johann Tetzel, erhielt den
Auftrag, den Ablaß in Sachsen zu verkündigen. Er that dies aber
in einer Weise, welche bei vielen großen Unwillen erregte. Da
schlug der Augustinermönch vr. Martin Luther am 31. Oktober
1517 fünf und neunzig Sätze, die sich hauptsächlich auf den Ablaß
bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg, indem er alle Gelehrten
aufforderte, dieselben zu prüfen. Das gab die Veranlassung zur
Kirchentrennung — zur Reformation. — Tetzel und mit ihm
mehrere seines Ordens wurden über die Kühnheit des Augustiner-
mönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften kämpften sie gegen
die Sätze, schalten den Verfasser einen Abtrünnigen und behaupte-
ten, daß er damit das Ansehen des Papstes und der Kirche angreife.
Diese Ausfälle reizten Luther zu einer heftigen Vertheidigung, bei
welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, eifrig unterstützten.
Nun traten beide Theile feindselig gegen einander auf, verloren aber
im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheils
sowohl, als auch des Gemüths. Hatte Luther anfangs, wie schon viele
vor ihm, nur gegen die Mißbräuche des Ablasses geeifert, so verwarf
er bald auch den Ablaß selbst. Und weil ihm seine Gegner das An-
sehen des Papstes, als des sichtbaren Oberhauptes der christlichen Kirche,
unablässig entgegenstellten, so läugnete er auch dieses und trennte sich
so nach und nach in mehreren Stücken von den Lehren und Satzungen
der katholischen Kirche.
Der Papst achtete zuerst wenig auf den Streit, den er für eine
bloße Zänkerei der Mönche hielt. Was aber anfangs nur Sache der
Gelehrten gewesen war, wurde bald Sache des Volkes. Es wurde
viel geredet und geschrieben, viel hin und her disputirt und immer mehr
Öl ins Feuer gegossen. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder
Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer
bezeichnete und den Urheber mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht
binnen zwei Monaten widerriefe. Luther aber verbrannte die päpstliche
Bannbulle und das Kirchenrecht vor den Thoren Wittenbergs.
Unterdessen war der deutsche Kaiser, Maximilian I., gestorben (1519),
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Extrahierte Personennamen: Johann_Tetzel Johann Pabst Leo_X. Leo_X. Albrecht_von_Bran- Albrecht Johann_Tetzel Johann Martin_Luther Maximilian_I. Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Rom Deutschland Mainz Sachsen Wittenberg Luthers Wittenbergs
224
und der neugewählte Kaiser, Karl V., hatte einen Reichstag nach Worms
ausgeschrieben (1521), auf welchem neben vielen weltlichen, besonders
die kirchlichen Angelegenheiten geschlichtet werden sollten. Fast alle
deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat
der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er
bewies, daß Luther wirklich Säße lehre, die von der Kirche verdammt
worden seien. Dann setzte er hinzu, „es sei durchaus zwecklos, ihn
nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich
durchaus von niemandem belehren lasse, sondern bei seinen Jrrthümem
hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser
vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen
Lehren schon so viele Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen
bei. Der Kurfürst von Sachsen wurde jetzt aufgefordert, Luther zum
Reichstage zu schicken. Dieser trat, nach Zusicherung eines freien Ge-
leites, am 4. April die Reise an. Am 16. April kam er in Worms
an. Die erste Frage, welche man in der glänzenden Versammlung vor
dem Kaiser, 6 Kurfürsten, 24 Herzogen, 8 Markgrafen, 30 Bischöfen
und vielen Prälaten und Gesandten an Luther richtete, war: ob er die
Bücher — welche man ihm vorzeigte — für die seinigen anerkenne;
und als er sich für deren Verfasser bekannte, fragte man ihn weiter:
ob er bereit sei, ihren Inhalt zu widerrufen. Er bat sich Bedenkzeit
aus, und als er am folgenden Tage seine Grundsätze vertheidigt hatte,
wies er die Aufforderung zum Widerrufe mit der Erklärung von sich:
„sein Gewissen erlaube ihm nicht zu widerrufen, so lange er nicht über-
zeugt sei, daß seine Meinung der Bibel widerspräche." Er schloß mit
den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!
Amen." — Nun entließ man ihn mit dem Bescheide, daß er das
Weitere abzuwarten habe. Auf seiner Rückkehr ließ ihn sein Beschützer,
der Kurfürst Friedrich von Sachsen, auf das Schloß Wartburg
bringen. Dann wurde gegen ihn die Reich sacht ausgesprochen, so
wie gegen alle die, welche ihm anhangen oder ihn schützen würden
Sein Aufenthalt auf der Wartburg wurde vor Freunden und Feinden
sorgsam verborgen gehalten. Seine Gegner hielten ihn für todt; er
aber übersetzte dort die Bibel in die deutsche Sprache. Später verließ
er wider den Willen des Kurfürsten die Wartburg, eilte nach Witten-
berg und eiferte hier acht Tage nach einander in Predigten gegen die
Gewaltthaten, welche Karlstadt, Luthers Freund, daselbst verübt
hatte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg, von wo aus sich seine
Lehre in Norddeutschland nach und nach über Sachsen, Thürin-
gen, Hessen, Mecklenburg, Braunschweig und Brandenburg
verbreitete, und in Süd deutsch land auch Eingang fand in die Städte:
Frankfurt a. M., Nürnberg, Augsburg, Straßburg u. s. w. Im Jahre
1546 starb Luther auf einer Reise zu Eisleben; der Kurfürst von Sachsen
ließ ihn zu Wittenberg begraben. Die Anhänger Luthers erhielten dm
Namen Protestanten, weil sie gegen den Beschluß des Reichstages
zu Sveier (1529), der alle Neuerungen in kirchlichen Dingen bis zur
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Friedrich_von_Sachsen Friedrich Karlstadt
2
bezahlen. Der Kommunal-Empfänger ist dazu bestimmt, die Ge-
meindesteuer zu empfangen und die Gemeindekasse zu verwalten. Der
Bürgermeister, der Gemeinde-Empfänger, der Polizeidiener
u. s. w. haben ein Amt in der Gemeinde; sie sind Gemeinde-Beamte.
Jeder brave Einwohner der Gemeinde befolgt pünktlich die Anordnungen
der Gemeinde-Obrigkeit. Er bezahlt gerne die ihn treffende Gemeinde-
steuer und ist überall bereit, für das Gemeinwohl nach seinen Kräften
mitzuwirken; denn jeder gute Mensch freut sich darüber, wenn es allen
Gemeindegliedern wohlergeht. — In unserer Gemeinde wohnen_____
Menschen. —
Hat eine bürgerliche Gemeinde eine Kirche, so bildet sie auch
eine kirchliche Gemeinde oder eine Pfarre. Es giebt aber auch
bürgerliche Gemeinden, welche aus mehreren Pfarren bestehen. Die
Kirchengemeinden sind entweder katholische oder evangelische Ge-
meinden; an einigen Orten giebt es aber auch israelitische oder
jüdische Gemeinden, deren Kirchen Synagogen heißen. Jeder
Kirchengemeinde ist ein Pfarrer vorgesetzt. Der Pfarrer ist die
geistliche Obrigkeit in seiner Gemeinde. Er unterrichtet die Kinder
m der Religion, verkündigt Gottes Wort, hält den Gottesdienst,
spendet die Heilsmittel der Kirche, tröstet die Kranken und be-
gleitet die Todten zu ihrer Ruhestätte. — Jede Gemeinde hat gewöhn-
lich auch ihre eigene Schule mit' einem oder mehreren Lehrern. In
der Schule werden die Geisteskräfte der Kinder geweckt und ge-
übt. Durch Unterricht und Erziehung sollen sie hier zu guten
Menschen herangebildet werden. Kinder, welche ihre Jugendzeit gut
anwenden, durch regelmäßigen Schulbesuch, Fleiß und gutes
Betragen ihren Eltern und Lehrern Freude machen, werden der-
einst nichliche Mitgliederder bürgerlichen und kirchlichen Gemeinde.
Die Jugend ist die Zeit der Saat,
Das Alter erntet Früchte,
Wer jung nicht, was er sollte, that,
Deß' Hoffnung wird zunichte. —
Den Fleiß belohnt die Ewigkeit;
Doch die verlor'ne Jugendzeit
Kann Gott nicht wiedergeben.
Wie heisst unser Wohnort? — In welcher bürgerlichen Gemeinde leben
wir? — In welcher kirchlichen Gemeinde? — Wer ist die Obrigkeit in der
bürgerlichen Gemeinde? — In der kirchlichen? — Welche Pflichten haben
wir gegen die Gemeinde-Obrigkeit? — Welche gegen die geistliche
Obrigkeit? — Was wisst ihr von der Entstehung unseres Wohnortes?
— Nennt die bedeutendsten Gebäude unseres Wohnortes! — Gebt an, nach
welcher Himmelsrichtung sie von unserer Schule liegen! — Wie führt die
Strasse an unserer Schule vorbei? — Von — nach! — Gebt die Richtung
der übrigen Strassen unseres Wohnortes an!
Zeichnet jetzt unsere Schule und die Haup tgebäude unseres Wohn-
ortes mit ! 1. die Strassen aber mit Linien auf eure Schiefertafeln! —
Schreibet auf, wie diese Gebäude von unserer Schule liegen und nach
weichen Bichtungen die Strassen führen t —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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222
Der Kaiser, den das Ding verdroß
Und seiner Ritter Zagen,
Rief manchen tapfern Schildgenoß,
Den kühnen Strauß zu wagen;
Doch schon die zweite Woche schwand,
Und keiner noch dem Ritter stand,
Der immer stärker pochte.
Da ritt auf hohem, stolzem Roß,
In Waffen goldenhelle,
Ein Ritter von des Kaisers Schloß
Und rief: „Wohlauf, Geselle!
Heraus zum Kampf auf Spieß und Schwert,
Kannst einen Dank, der Mühe Werth,
Mit starker Faust dir holen."
Der Riese langte von der Wand
Den Eichbaum, seine Lanze,
Er nahm das breite Schwert zur Hand
Und ritt zum Waffentanze.
So kamen sie zu weitem Plan,
Das Volk zu tausend zog heran,
Denr Kampfe zuzuschauen.
Die brachen auf einander los,
Zwei leuchtende Gewitter;
Wie Donner kracht der Lanzenstoß,
Fest saßen beide Ritter.
Die Rosse aber kraftentmannt
Hinstürzten keuchend in den Sand,
An allen Gliedern bebend.
Und drauf die beiden Ritter schnell
Sich aus den Sätteln schwangen,
Die Schwerter zogen, daß sie hell
Auf Stahl und Panzer klangen.
Wie Eichensturz des Franken Schlag,
Wie Blitze schnell und zuckend brach
Des Deutschen Schwert hernieder.
Da zum gewalt'gen Streiche schwingt
Der Riese seine Wehre,
Der Ritter schnell zur Seite springt,
Entgeht des Hiebes Schwere,
Und schlägt mit einem Schlag gewandt
Dem Franken ab die rechte Hand:
Der sank in Schmerz zusammen.
Und an des Himmels weitem Schooß
Bricht sich der Jubel wieder,
Der Sieger schlägt den Helmsturz los.
Das Volk sinkt dankend nieder:
Der Ritter, der mit solcher That
Den deutschen Ruhm gerettet hat,
War Kaiser Max geheißen.
_______________ (t). Rappard.)
Maximilian I. starb 1519. Mit ihm geht die Zeit des Mittelalters zu
Ende, und unter seinem Nachfolger, Karl V.} welcher von 1519—1556 re-
gierte, beginnt die Geschichte der neuem Zeit.
26. Die Kirchentrennung. — Die Reformation.
(1517-1643.)
In den ersten Zeiten der Christenheit pstegte die Kirche die gröbern
Übertretungen der göttlichen Gebote mit besonderer Strenge zu bestrafen.
Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt, um
das gegebene Ärgerniß zu sühnen. Die Theilnahme am öffentlichen
Gottesdienste war solchen Büßern versagt, nur am Eingänge der Kirche
durften sie stehen und im demüthigen Bußkleide die Hineingehenden um
ihre Fürbitte anflehen. Eine solche Vußübung währre oft mehrere Jahre
hindurch, wurde aber auch zuweilen, bei besonderm Eifer der Büßenden,
durch den Ablaß der Bischöfe gemildert, indem sie die durch die Kirchen-
gesetze vorgeschriebenen Bußübungen abkürzten oder in gute Werke ver-
wandelten. Nach und nach wurden die Ablässe häufiger, und zu den
Erfordernissen, sich derselben theilhaftig zu machen, gehörten — außer den
von der Kirche vorgeschriebenen Bußübungen — auch freiwillige
Beiträge an Geld zur Erbauung von Kirchen oder zu anderen reli-
giösen Zwecken. Es gab aber damals nicht wenige, die eine ganz irrige
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Max Max Rappard Maximilian_I. Karl_V. Karl_V.
• - 444
In Osten verband sich ein wildes Gebirgsvolk, die Türken, mit
ihnen und nahm ihren Glauben an. Und als spater die Macht der
Araber abnahm, fing die der Türken an zu wachsen. Sie führten
beständige Kriege mit dem morgenländischen Kaiserthum, bis sie im
Jahre 1453 gar die Hauptstadt, Konstantinopel, einnahmen, und da-
mit dem ganzen Reich ein Ende machten.
2®. Der erste Kreuzzug.
(1096 il. Chr.)
Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christlichen Abendlands
die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib Christi lag, ist in der Ge-
walt der seldschuckischen Türken, eines wilden, räuberischen Volks, welches an
Muhamed glaubt, die frommen Wallfahrer verfolgt und mordet und Heilig-
thümer schändet. Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Pe-
ter von Amiens, der Einsiedler genannt, der war so hager, wie der leibhaf-
tige Tod, aber seine Augen leuchteten aus tiefen Höhlen, wie Feuerstammen.
Auf einem Esel zog er durch die Länder der Christenheit, in der einen Hand das
Bild des gekreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Patriarchen
von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß sie auszögen, um das
heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu befreien. Wo Peter von Amiens
hinkam, predigte er mit lauter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande
und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet:
„„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein,
denn die stunde ist gekommen, daß mein Tempel gereinigt werde."" Da über-
mannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle
Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm,
Adel und Knechte standen aus, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen
die Ungläubigen.
Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversammlung nach
Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400
Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das
Volk zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte in Thränen und
Seufzern und rief wie aus einem Munde: „Gott will'sl Gott will'sl" Da
heftete sich jeder ein rothes Kreuz aus die rechte Schulter und machte sich zur
kriegerischen Wallfahrt bereit, welche davon „der Kreuzzug" heißt. Da schenkte
mancher reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen und Klöster und wollte
kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi Ehre. Niemand dachte
mehr an Haus, Hof und Vaterland, Eltern und Kinder, sondern nur ans ferne
Morgenland. Bald hatten sich viele Haufen Volks gesammelt, theils aus reli-
giöser Gesinnung, theils aus Neugier und Gewinnsucht, theils aus Kampf- und
Veränderungslust. Diese Schaaren — ohne rechte Waffen, wie ohne Zucht und
Ordnung — folgten einem Anführer, Ritter Walter von Habenichts und
dem Einsiedler Peter von Amiens — aus Frankreich durch Deutschland.
Das Treiben dieser zügellosen Haufen war schrecklich; denn sie erschlugen die
Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. >L>ie regten durch ihre Gewalt-
thaten die Ungarn und Griechen so gegen sich auf, daß die wenigsten von
ihnen Asten sahen. Im ersten Kampfe mit den Türken wurden auch diese wenigen
bis ans 3000 aufgerieben, mit denen Peter von Amiens nach Constantinopel
zurückkehrte, um dort das nachfolgende Kreuzheer zu erwarten.
Jndeffen hatte jene religiöse Begeisterung allmählich auch die deutschen Herzen
durchdrungen. Da schaarte sich im Jahr 1096 ein zahlreiches Heer von Kreuz-
fahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht, rings um den frommen Gottfried
von Bouillon, Herzog von Niederlothringen; mit ihm zogen noch viele
tapfere Helden, an welche sich wieder viele Krieger anschloffen. So stand fast
eine halbe Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen Ge-
danken durchdrungen, alle im festen Vertrauen, daß Gott ihnen den Sieg geben
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Peter Urban Walter_von_Habenichts Peter_von_Amiens_— Peter_von_Amiens Gottfried
von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Christi Amiens Jerusalem Clermont Frankreich Christi Frankreich Deutschland Deutschland Ungarn Constantinopel Niederlothringen
446
22. Das Rltterthum Lrn Mittelalter.
Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen und der meisten übrigen
Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Die wenigen Neiter
trugen Helme und Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furcht-
bare Schwerter. Wegen dieser kostspieligen Rüstung konnten aber
nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab
der Reiterdienst eine Art von Ansehen und Adel. Um einen sol-
chen Vorzug zu erhalten und zu vermehren, war das ganze Leben des
Adels kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Ge-
wandtheit ging ihm über alles; von Jugend auf lernte der Adelige
ein wildes Roß tummeln und Lanze und Schwert mit Gewandt-
heit führen. Kein leichter Fußgänger konnte sich mit einem geübten
Reiter messen, der vom Kopfe bis zu den Füßen mit Eisen bedeckt
war. So machten in den damaligen Zeiten die Adeligen die vor-
nehmsten Krieger aus, und von ihrem Neiterdienst erhielten sie den
Namen Ritter. — Mit der Zeit bildeten die Ritter einen besonderen
Stand. Religion, Ehre, Tapferkeit und Hochachtung gegen das
weibliche Geschlecht waren die vier Haupttugenden der Mitglieder.
Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthum in seiner schön-
sten Blüthe. Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei engere
Verbrüderungen der Ritter unter einander. Das waren die Orden
der Johanniter, der Tempelherrn und der Deutschen. Schon im
Jahre 1048 hatten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalten) in der
Nähe des heil. Grabes ein Kloster bauen lassen zur unentgeltlichen Auf-
nahme und Verpflegung armer und kranker Pilger. Als Gottfried
von Bouillon 1099 nach Eroberung der heil. Stadt dieses Spital
besuchte, wurde er von der hingebenden Treue der Mönche, die hier
ihr Leben der Krankenpflege widmeten, so gerührt, daß er der Stiftung
eines seiner Güter in Brabant zum Geschenk machte. Nun traten
einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein,
entsagten der Welt, verpflichteten sich zu den gewöhnlichen Kloster-
gelübden des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth,
und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem achtspitzigen,
weißen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender
Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren
Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mild-
thätigkeit der Frommen, durch reiche Gaben sich einen Antheil an diesem
Verdienste zu erwerben. Jetzt erhoben sich statt des armseligen Obdachs,
das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und da-
neben wurde ein prächtiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des
Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen
Johanniterordrn. — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen
Ländern, und sie selbst schlugen sich lange heldenmüthig mit den Türken
herum, bis auch sie der Übermacht weichen mußten. Sie ließen sich dann
auf der Insel Cypern nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf
der Insel Rhodus. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried
von_Bouillon Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Europas Amalfi Brabant Europa Rhodus
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
29
§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
1. Zustünde im Reich und in der Kirche. Zu derselben Zeit, in
der sich im Reiche mehrere Kaiser bekämpften, herrschte auch in der Kirche
arge Verwirrung. Im Jahre 1305 hatte der König von Frankreich den
Papst gezwungen, seinen Aufenthalt in Avignon zu nehmen. Siebzig
Jahre haben die Päpste von hier aus die Kirche regiert. Sie waren in
dieser Zeit in der Gewalt der Könige von Frankreich und mußten sich deren
Willen fügen. Diese sogenannte „babylonische Gefangenschaft" der Kirche
wurde 1377 durch die Rückkehr des Papstes nach Rom beendet. Nun aber
traf ein noch größeres Unglück die Kirche; denn jetzt wählten einige französisch
gesinnte Kardinäle einen anderen Papst, der neben jenem Papste in Rom
von Avignon aus herrschte. Noch größer wurde die Verwirrung, als ein
Konzil (Kirchenversammlung) zu Pisa die beiden Päpste absetzte und einen
neuen Papst wählte. Jene Päpste regierten weiter, und so gab es gar drei
Päpste, die sich gegenseitig befehdeten. Das war ein überaus trauriger
Zustand, den fromme Christen tief beklagten, und der mancherlei Mißbräuche
in der Kirche und einen Verfall von Zucht und Sitte bei Geistlichen und
Laien zur Folge hatte. —
2. Konzil zu Konstanz. Als Kaiser Sigismund endlich allgemeine
Anerkennung gefunden hatte, da veranlaßte er den Papst, der in Rom
wohnte, dazu, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz
am Bodensee berief. Hier sollte 1. die Kirchenspaltung aufgehoben, 2. eine
Reformation (d. i. Verbesserung) der Kirche an Haupt und Gliedern vor-
genommen und 3. die Ketzerei ausgerottet werden. Im Jahre 1414 wurde
dieses Konzil eröffnet, das zugleich ein Reichstag war. Es war das glän-
zendste Konzil des ganzen Mittelalters; denn mehr als 3oo hohe geistliche
Würdenträger, eine große Zahl von Gelehrten, viele Fürsten und die Ver-
treter der Städte, sie alle hatten sich mit zahlreichem Gefolge in Konstanz
eingefunden. Zeitweise waren mehr denn 100 000 Fremde in der Stadt
anwesend. — Die erste Aufgabe wurde gelöst, indem man alle drei Päpste
absetzte und einen neuen Papst wählte. Die Reformation der Kirche wurde
aufgeschoben. Durch die Lösung seiner dritten Aufgabe ist das Konzil be-
sonders bekannt geworden.
3. Johannes Huß. Schon in der Zeit der Hohenstaufen hatte im
südlichen Frankreich ein Kaufmann, Peter Waldus, gegen die geltende
Kirchenlehre und den Papst geeifert und Anhänger gefunden, die sich
Waldenser nannten. Die Kirche bezeichnete diese von ihr Abgefallenen
als Ketzer. — Später griff in England der gelehrte Professor Wiklef eben-
falls die Kirche an. Seine Schriften wurden weithin verbreitet. Auch an
der Universität zu Prag wurden sie bekannt, und hier trat der Prediger und
Professor Johannes Huß als eifriger Verteidiger derselben auß — Er war
ein Böhme und stand als Prediger in hohem Ansehen. Er eiferte anfangs
gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten. Als er
aber gegen die weltliche Macht des Papstes predigte und für die Laien
auch den Kelch beim heiligen Abendmahl forderte, da wurde er mit dem
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
4. Reichstag zu Worms (1521). Inzwischen war nach Kaiser Maxi-
milians Tode sein Enkel Karl V. zum Kaiser gewählt worden. Derselbe
war zugleich König von Spanien (mit seinen neuen Besitzungen in Amerika,
s. § 20. B. 2, 3) und Herzog von Burgund, so daß man sagte, in seinem
Reiche gehe die Sonne nicht unter. Karl V. erschien 1521 das erste Mal
als Kaiser im Deutschen Reich und berief einen Reichstag nach Worms,
vor dem auch Luther erscheinen und sich verantworten sollte. Unter dem
Schutze eines kaiserlichen Geleitsbriefes, der ihm des Kaisers Schutz auf der
Hin- und Rückreise verbürgte, zog er, trotz der Abmahnung seiner Freunde,
nach Worms. Unter ungeheurem Zudrange des Volkes zog er in die Stadt
ein. Am folgenden Tage wurde er vor die glänzende Reichsversammlung
geführt und zum Widerruf seiner Schriften aufgefordert. Er erbat sich
einen Tag Bedenkzeit. Am folgenden Tage erschien er wieder vor dem
Reichstage und verteidigte seine Lehre in einer langen Rede. Als er darauf
aufgefordert wurde, seine Lehre zu widerrufen, da erklärte er: „Es sei denn,
daß ich aus der Heiligen Schrift oder mit hellen Gründen überwiesen
werde, so kann und will ich nicht widerrufen!" Obgleich der Kaiser Luther
hierauf in die Acht und damit für vogelfrei erklärte, so hielt er ihm doch
das freie Geleit; er gönnte ihm einundzwanzig Tage zur Rückreise. Erst
nach dieser Zeit sollte die Achtserklärung in Kraft treten. — Als Luther
auf dem Wege nach Wittenberg in die Nähe der Stadt Eisenach kam, wurde
er plötzlich von vermummten Reitern überfallen, aus dem Wagen gerissen
und auf die nahe Wartburg gebracht. Doch war der Überfall nur ein
scheinbarer; Kurfürst Friedrich der Weise hatte ihn angeordnet, um Luther
in Sicherheit zu bringen. Auf der Wartburg lebte dieser fast ein Jahr
unter dem Namen „Junker Jörg", von Freunden und Feinden für tot ge-
halten, und begann hier seine Bibelübersetzung.
5. Fortgang der Kirchenspaltung. Während dieser Zeit erregte
Luthers Freund Dr. Karlstadt, ein schwärmerischer und unklarer Mann,
viele Unruhe durch seinen Bildersturm. Er warf mit seinen Genossen die
Bilder, Altäre und Orgeln aus den Kirchen, verwarf die Kindertaufe und
forderte die Taufe der Erwachsenen. Kaum hatte Luther von diesem Un-
wesen Kunde erhalten, so kehrte er, trotz der Abmahnungen seines Kur-
fürsten, nach Wittenberg zurück und stellte bald Ordnung und Ruhe wieder
her. — Er arbeitete nun mit seinen Genossen, namentlich dem gelehrten und
milddenkenden Melanchthon, fleißig an seiner Bibelübersetzung. Seine
erste deutsche Bibel erschien 1534.
Auch ging er in Wittenberg an eine Neuordnung des Gottesdienstes.
Er schaffte die lateinische Messe und die Ohrenbeichte ab, spendete das heilige
Abendmahl in beiderlei Gestalt und hob das Zölibat der Geistlichen auf.
Die Klöster wurden geöffnet, und Mönche und Nonnen durften heiraten.
Luther selbst heiratete eine frühere Nonne, Katharina von Bora. Für
den Unterricht der Jugend sorgte er eifrig; er empfahl die Einrichtung von
Schulen aufs wärmste und verfaßte einen Katechismus, auch dichtete er viele
Kirchenlieder. — Die Reformation fand bei vielen Fürsten und Städten
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
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Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. B. in Sachsen, Hessen, heimlich
Zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser ans ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
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